Management

Unternehmenspraxis (02/25)

Avatar
von Daniel Boss 28.05.2025
(© Honey.Hana – stock.adobe.com)

KONJUNKTUR

Verschärfte Krise

Die deutsche Wirtschaft tritt auch 2025 auf der Stelle. In ihrem Frühjahrsgutachten prognostizieren die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für das laufende Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes von lediglich 0,1 Prozent. Für das Jahr 2026 erwarten die Institute einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,3 Prozent. Kurzfristig belasten die neue US-Zollpolitik und die wirtschaftspolitische Unsicherheit die Wirtschaft in Deutschland. Die Mittel aus den zusätzlichen Verschuldungsspielräumen dürften nach und nach expansiv wirken, drohen aber den privaten Konsum und private Investitionen zu verdrängen. „Die geopolitischen Spannungen und die protektionistische Handelspolitik der USA verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland“, sagt Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. „Zusätzlich sehen sich deutsche Unternehmen einem verstärkten internationalen Wettbewerb ausgesetzt – vor allem aus China. Nicht zuletzt lasten strukturelle Schwächen wie der Fachkräftemangel und hohe bürokratische Hürden auf den Wachstumskräften.“
Bundestag und Bundesrat haben die Finanzverfassung geändert, um öffentliche Verschuldungsspielräume zu schaffen – für Verteidigung, Klimaschutz und Infrastruktur. Unklar ist jedoch, wie die erweiterten Ausgabespielräume des Staates genutzt werden. Die Institute erwarten, dass in diesem Jahr kaum zusätzliche Mittel für Verteidigung und Investitionen abgerufen werden.

 

Bier-Export geht zurück

Nicht allein im Inland geht der Bierabsatz seit Jahren zurück, auch im Ausland ist deutsches Bier nicht mehr so gefragt wie noch vor zehn Jahren. 1,45 Milliarden Liter Bier wurden 2024 ins Ausland exportiert, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Das waren 6,0 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor. 2014 waren noch 1,54 Milliarden Liter hierzulande gebrautes Bier ins Ausland verkauft worden. Vergangenes Jahr ging gut die Hälfte (55,7 %) des ausgeführten deutschen Bieres in Mitgliedstaaten der Europäischen Union, 44,3 Prozent wurden in Drittstaaten exportiert. Trotz der gesunkenen Auslandsnachfrage zeigte sich der Bierexport stabiler als der Absatz im Inland: Mit insgesamt 6,8 Milliarden Litern wurde im Jahr 2024 hierzulande 15,1 Prozent weniger Bier abgesetzt als 2014 (8,0 Milliarden Liter). Entsprechend stieg der Anteil des Bierexports am Absatz insgesamt im selben Zeitraum von 16,1 auf 17,6 Prozent. Mit dem sinkenden Bierabsatz ging zuletzt auch die Zahl der Brauereien in Deutschland zurück. Zwar gab es im Jahr 2024 mit bundesweit 1.459 Brauereien 7,4 Prozent mehr als 2014 (1.359). Seit dem Höchststand im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 1.552 Brauereien geht deren Zahl jedoch nahezu kontinuierlich zurück. Allein gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Brauereien im Jahr 2024 um 3,4 Prozent ab.

 

STARTUPS &
UNTERNEHMERGEIST

Zu wenig Gründerinnen

Der Anteil von Frauen an Startup-Gründenden liegt in Deutschland bei nur 19 Prozent und ist im vergangenen Jahr sogar leicht zurückgegangen. Die größten Probleme laut Bertelsmann-Stiftung: Zu wenig Impulse im Bildungssystem, Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Beruf sowie fehlende Zugänge zu relevanten Netzwerken. Eine vom Startup-Verband im Auftrag der Stiftung erstellte Studie zeigt aber auch: Obwohl der Frauenanteil weiter gering ist, sicherten sich Gründerinnen in den vergangenen Jahren häufiger und mehr Wagniskapital. Damit können sie zu den zentralen Treibern einer neuen Wachstumsphase im Startup-Ökosystem werden. „Deutschland kann es sich nicht leisten, auf das Potenzial von Frauen zu verzichten. Sie sind die größte stille Reserve unseres Landes“, sagt Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbandes. „In Zeiten wirtschaftlicher Stagnation brauchen wir alle, die unsere Wirtschaft nach vorne bringen. Startups sind entscheidend, um neue Impulse zu setzen und wieder Dynamik zu entfalten. Mehr Gründerinnen bedeuten mehr Innovation in Deutschland.“

 

PERSONAL & AUSBILDUNG

ifo für Kürzungen

Höhe und Dauer von Leistungen für Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sollten gekürzt oder zumindest nicht weiter erhöht werden. Dies schreibt das ifo Institut in einer Kurzeinschätzung für die IHK München und Oberbayern. An erste Stelle sehen die Experten die Senkung der Maximalbezugsdauer des Kurzarbeitergelds von aktuell 24 Monaten auf 12 oder 6 Monate. Damit hätten Beschäftigte, die vom Strukturwandel in ihrer Branche betroffen sind, mehr Anreize für einen schnellen Jobwechsel. Ebenso plädiert das ifo Institut für Kürzungen, zumindest jedoch ein Einfrieren der Leistungen beim Bürgergeld. „Höhere Leistungen und längere Fristen hemmen die Betroffenen auf der Suche nach neuer Beschäftigung“, sagt ifo-Experte Volker Meier. Die Experten stützen ihre Einschätzung auf aktuelle Studien, die nachgewiesen haben, dass sich bei höheren oder längeren Leistungen der Verbleib in Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit ausweitet. Außerdem weisen sie darauf hin, dass die Umstellung vom Arbeitslosengeld II auf das Bürgergeld zu einer erheblichen Ausdehnung von Leistungen geführt hat. Um das Potenzial zu nutzen, so die ifo-Experten, müsste aber für Betroffene Um- oder Nachqualifizierungen ermöglicht werden. Ihrer Meinung nach könnten beschleunigte Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger helfen, Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder zumindest zu verkürzen.

 

Mehr Leistungsminderungen

Die Jobcenter haben im Jahr 2024 rund 369.200 Leistungsminderungen ausgesprochen, was einem Anstieg von 63,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Insgesamt gab es zirka 185.600 erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Jahr 2024, die von einer neu verhängten Leistungsminderung betroffen waren. Im Jahresdurchschnitt waren es knapp 27.400 Personen und somit 44,8 Prozent mehr als 2023. Trotz des Anstiegs kommt weiterhin nur ein sehr kleiner Kreis mit Minderungen in Berührung. Ende Dezember 2024 waren nur 0,8 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigen von mindestens einer Leistungsminderung betroffen. 86,3 Prozent der Leistungsminderungen verhängten die Jobcenter aufgrund von Meldeversäumnissen, da Leute ohne wichtigen Grund nicht zu einem Termin bei einem Träger erschienen sind.

 

RECHT & FINANZEN

Lockerung bei Haus-Krediten

Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken haben im ersten Quartal 2025 ihre Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite marginal gestrafft, vor allem aufgrund von Risikoüberlegungen. Die Richtlinien für private Wohnungsbaukredite lockerten die Banken dagegen. Keinen Anpassungsbedarf sahen die Banken bei den Richtlinien für Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die Straffung bei den Unternehmenskrediten fiel geringer aus, als die Banken im Vorquartal geplant hatten. Bei den Richtlinien für private Haushalte hatten die Banken ursprünglich Straffungen beabsichtigt. Die Kreditbedingungen im Firmenkundengeschäft und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte gestalteten die befragten Banken unterm Strich restriktiver, die Bedingungen für private Wohnungsbaukredite expansiver. Derweil stieg die Kreditnachfrage in allen Segmenten weiter an; bei der privaten Baufinanzierung gab es einen deutlichen Anstieg.

 

Zinssenkung starkes „Signal“

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat – erwartungsgemäß – im April die Leitzinsen erneut gesenkt. Nach Ansicht der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sollte die neue Bundesregierung die nun günstigeren Finanzierungskonditionen als Chance begreifen, den Standort Deutschland konsequent voranzubringen. „Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um 25 Basispunkte ist gerade in diesen handelspolitisch schwierigen Zeiten ein wichtiges Signal für die deutsche Wirtschaft”, kommentiert DIHK-Chefanalyst Volker Treier die Verringerung des Einlagensatzes auf nunmehr 2,25 Prozent. „Sie wird auch von den Märkten erwartet, weil sich ein wesentlicher Fixpunkt – die Entwicklung der Inflationsrate – in Richtung Zwei-Prozent-Ziel bewegt.” Den Verunsicherungen auf den globalen Märkten aufgrund der erratischen Zollentscheidungen des US-Präsidenten könnten deutsche Unternehmen mithin besser begegnen, wenn sie günstiger an finanzielle Mittel kämen, erklärt Treier. So falle es ihnen leichter, in ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu investieren.

 

DIGITALES UND DATENSCHUTZ

Zahlen für KI

Mit dem KI-Chat eine Antwortmail entwerfen, lange Texte zusammenfassen oder in der Entwicklungsabteilung Softwarecode schreiben: Unternehmen, die Künstliche Intelligenz nutzen, setzen dabei überwiegend auf kostenpflichtige Dienste. So nutzen 17 Prozent der Unternehmen in Deutschland KI, von ihnen setzen 29 Prozent ausschließlich auf kostenpflichtige Angebote, 40 Prozent nutzen sowohl kostenpflichtige als auch kostenlose und 23 Prozent nur kostenlose. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Rund um Künstliche Intelligenz gibt es für Unternehmen jeder Größe inzwischen passende Angebote. Bei kostenlosen KI-Angeboten werden die bereitgestellten Daten häufig zu Trainingszwecken genutzt und so vom Anbieter weiterverwendet, dessen müssen sich Unternehmen bewusst sein, um zu entscheiden, ob das für sie bei den genutzten Daten akzeptabel ist“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Für die Entscheidung relevant kann aber auch sein, dass die Bezahlvarianten teils über mehr Funktionen und Rechenpower verfügen.“ Aktuell wird KI sowohl in den Produkten und Dienstleistungen der Unternehmen (51 Prozent) eingesetzt sowie zur Unterstützung des eigenen Geschäftsbetriebs (61 Prozent). Unter den Unternehmen, die aktuell noch über den Einsatz von KI diskutieren oder ihn planen (insgesamt 40 Prozent aller Unternehmen), wollen 84 Prozent mit KI-Hilfe den eigenen Geschäftsbetrieb verbessern – und nur 26 Prozent wollen KI in Produkten oder Dienstleistungen verwenden.

 

ENERGIE & MOBILITÄT

Wachsende E-Mobilität

Beachtliche Zuwächse bei E-Fahrzeugen: Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen lag im März 2025 laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei rund 253.500 Einheiten und damit um minus 3,9 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. Die Rückgänge betrafen insbesondere die gewerblichen Kunden (minus 6 %), während sich die Zahl der privaten Zulassungen auf niedrigem Niveau stabilisierte (plus 0,5 %). Bei den Antriebsarten verzeichneten die Plug-in-Hybride zuletzt einen Zuwachs von 65,8 Prozent. Die rein batterieelektrisch betriebenen Pkw (BEV) legten um 35,5 Prozent zu. Stark rückläufig waren Benziner (minus 29,4 %) und Diesel (minus 21,7 %). Soweit die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts. „Das Wachstum bei E-Fahrzeugen und Hybriden hat sich auch im März fortgesetzt. Auf Basis der aktuellen Neubestellungen können wir noch nicht sicher sein, ob sich dieser Trend auch im zweiten Quartal fortsetzt. Denn noch ist der Stau von Neufahrzeugen aus 2024, die von den Herstellern zum Erreichen der verschärften CO2-Flottenwerte erst in diesem Jahr zugelassen werden, nicht ganz abgebaut“, kommentiert ZDK-Verbandsvize Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland, die aktuelle Entwicklung.

Teilen:

Fotostrecke

(© deagreez – stock.adobe.com)

(© deagreez – stock.adobe.com)

(© Honey.Hana – stock.adobe.com)

(© svetazi – stock.adobe.com)

(© Five Million Stock – stock.adobe.com)

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*