Recht & Finanzen im Münsterland

Tobias Gyger: Gemeinsam neue Ziele erreichen

Business-Coach und TAB-Moderator Tobias Gyger aus Havixbeck begleitet Unternehmer und Führungskräfte im Münsterland auf dem Weg zu mehr Struktur, Verantwortung und Umsetzungskraft.

Avatar
von Miriam Leschke 20.11.2025 Anzeige
Tobias Gyger ist Business Coach, Trainer und Experte für Führungskräfteentwicklung im Mittelstand (© Igor Krispien)

Es duftet nach Kaffee, als Tobias Gyger in seinem Besprechungsraum in Münster Platz nimmt. Der studierte Wirtschaftsingenieur wirkt ruhig, zugewandt – und genauso begegnet er auch den Unternehmern und Führungskräften, die zu ihm kommen.

Viele von ihnen stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Sie tragen Verantwortung für Menschen, Prozesse und Ergebnisse – und müssen täglich Entscheidungen treffen, oft ohne echten Sparringspartner. Genau dort setzt Gyger an. Der ehemalige Geschäftsführer unterstützt Unternehmer dabei, Führung zu klären, Strategien in Bewegung zu bringen und die eigene Rolle neu zu sortieren – pragmatisch, verbindlich und mit klarem Blick fürs Wesentliche. „Viele berichten, dass sie Entscheidungen zunehmend allein treffen müssen – genau da beginnt der Druck“, weiß Gyger. „Mein Ziel ist, ihnen wieder einen klaren Blick und eine funktionierende Struktur zu geben.“

 

Vom Geschäftsführer zum Coach

Sein Weg in die Beratung war kein strategischer Plan, sondern die logische Folge seiner Erfahrung. Bereits während seines Studiums des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität Karlsruhe arbeitete Gyger in einer studentischen Unternehmensberatung – sein erster Kontakt mit Themen wie Prozessoptimierung und Organisationsentwicklung. Nach dem Studium forschte er an der TU München im Bereich Betriebsorganisation und Projektplanung bevor er in die Industrie wechselte. Dort übernahm er schnell Führungsverantwortung: Zunächst als Werkleiter mit rund 100 Mitarbeitenden, später als Geschäftsführer Technik & Produktion eines mittelständischen Fensterherstellers mit etwa 500 Beschäftigten. Themen wie Automatisierung, Effizienzsteigerung und Mitarbeiterführung prägten seine Arbeit – und legten den Grundstein für seine heutige Tätigkeit. „Ich war schon immer eher der coachende Chef als der dirigierende“, sagt Gyger rückblickend. „Diese Haltung ist geblieben, nur der Rahmen hat sich verändert.“

Heute arbeitet er als zertifizierter Coach und Trainer mit fundierter Expertise in Führung, Change Management, Geschäftsprozessoptimierung sowie klassischem und agilem Projektmanagement. Er verbindet technisches Systemdenken mit menschlicher Führungskompetenz – immer mit dem Ziel, Komplexität zu reduzieren und Wirkung zu erhöhen.

 

Führung als Handwerk und Haltung

Im Zentrum seiner Arbeit als Coach und Trainer steht die Mitarbeiterführung – eines der meistunterschätzten Themen im Mittelstand. „Oft wird die beste Fachkraft zur Führungskraft gemacht und dann heißt es: Mach mal. Das funktioniert selten“, weiß Gyger. Für ihn ist Führung kein angeborenes Talent, sondern ein Handwerk, das erlernbar ist. „Wie ein Lehrling lernen muss, mit Werkzeugen umzugehen, muss eine Führungskraft lernen, wie man Menschen führt – mit Klarheit, Struktur und Selbstreflexion.“ Ein Produktionsleiter brachte es im Coaching auf den Punkt: „Ich mache das so, wie ich denke – aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob das richtig ist.“ Genau hier setzt Gyger an – mit einer Kombination aus Coaching und Training, die Haltung und Handwerk verbindet. „Coaching bedeutet nicht reden, sondern sortieren“, erklärt er. „Ich helfe meinen Klienten, Klarheit zu gewinnen und Verantwortung gezielt zu verteilen – damit sie wieder führen können, statt getrieben zu sein.“

 

Unternehmer unter sich – TAB im Münsterland

Neben seinen Einzelcoachings moderiert Tobias Gyger Unternehmerboards im Rahmen von The Alternative Board® (TAB®) – einem internationalen Netzwerk, das Unternehmern einen strukturierten Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe ermöglicht. Etabliert wurde das Konzept der wechselseitigen Beratung bereits 1990 in den USA. Heute betreibt TAB mit über 350 Partnern regionale Unternehmerkreise in mehr als 25 Ländern. Weltweit haben bereits über 25.000 Unternehmen von dieser Form des Austauschs profitiert.

„TAB ist im Prinzip das Konzept eines Beirats, wie ihn große Unternehmen haben, nachgebaut für den Mittelstand“, beschreibt Gyger.  In kleinen, festen Gruppen von fünf bis acht Unternehmern treffen sich die Teilnehmer einmal im Monat, um ihre aktuellen Themen zu besprechen – vertraulich, offen und ohne Konkurrenz.

Die Zielgruppe sind vor allem Unternehmen mit zehn bis 100 Mitarbeitenden, also typische Mittelständler, die täglich operative Verantwortung tragen und oft allein an der Spitze stehen. Diese Themen können strategisch, organisatorisch oder auch persönlich sein – etwa Fragen zu Kosten, Wachstum oder Strategie, zu Führungsherausforderungen, Nachfolge oder zur Balance zwischen Beruf und Familie.

Vor jedem Treffen führt Gyger mit jedem Mitglied ein ausführliches Coaching, in dem das individuelle Schwerpunktthema des Unternehmers reflektiert, verdichtet und vorbereitet wird. So entsteht Klarheit, bevor das Thema in der Runde vorgestellt wird. In den Sitzungen bringt jeder Unternehmer sein wichtigstes Thema ein. Die anderen hören zu, fragen nach, teilen ihre Erfahrungen und geben konkrete Impulse. So entsteht kein Beschluss, sondern ein Strauß an praxisnahen Ideen, aus denen jeder das auswählt, was zu ihm und seinem Unternehmen passt. „Viele sagen nach dem ersten Treffen: Endlich jemand, der versteht, wovon ich spreche“, berichtet Gyger. „Hier entstehen ehrliches Feedback, neue Sichtweisen – und Verbindlichkeit.“

Der branchenübergreifende Austausch sorgt für frische Ideen und verringert die Gefahr von teuren Fehlentscheidungen. „Das bietet sich allein schon deshalb an, weil in mittelständischen Firmen der Großteil der unternehmerischen Fragestellungen branchenübergreifend ähnlicher ist, als man gemeinhin denkt“, so Gyger. „Im TAB-Board bekommt man Impulse, auf die man allein nie gekommen wäre – und die sich in der Praxis bewähren.“ TAB ist kein Netzwerk im klassischen Sinne, sondern eine vertrauliche Arbeitsgemeinschaft, in der Unternehmer gemeinsam an echten Themen arbeiten, voneinander lernen und die Entwicklung ihrer Unternehmen aktiv vorantreiben.

 

Strategie in Bewegung bringen

In Ergänzung zu den Unternehmerboards begleitet Tobias Gyger Führungsteams dabei, ihre strategische Richtung zu schärfen und Prozesse auf wirksame Umsetzung auszurichten.

Dies geschieht im Rahmen einer Workshop-Reihe, in der das gesamte Führungsteam aktiv mitarbeitet – von der Klärung gemeinsamer Ziele über die Festlegung von Prioritäten bis zur Gestaltung klarer Abläufe, die den Alltag erleichtern und Ergebnisse sichern. Im Mittelpunkt steht, dass diejenigen, die später umsetzen, auch an der Erarbeitung beteiligt sind. So entstehen Verbindlichkeit, Verständnis und ein gemeinsamer Fokus. Als Werkzeug nutzt Gyger unter anderem StratPro®, ein erprobtes Konzept, das Strategiearbeit mit operativer Umsetzung verbindet und Strukturen schafft, die im Alltag tragen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich Unterstützung zu holen? „Wenn Fluktuation steigt, der Krankenstand zunimmt oder der Montag mehr Kraft kostet, als er sollte – dann sind das Warnsignale, die man ernst nehmen sollte“, sagt Gyger. Doch Coaching ist für ihn nicht nur in schwierigen Phasen sinnvoll. „Viele kommen auch mit dem Wunsch, sich selbst oder ihr Unternehmen weiterzuentwickeln – auf die nächste Stufe zu kommen, strategischer zu arbeiten oder die eigene Rolle neu zu definieren.“ Coaching versteht Gyger als Hilfe zur Selbsthilfe, aber immer mit klarem Fokus auf Umsetzung. „Mein Ziel ist, dass meine Klienten wieder handlungsfähig werden – nicht über Wochen reflektieren, sondern ins Tun kommen.“

Auf die Frage nach den großen Trends der kommenden Jahre nennt Gyger zwei Themen, die den Mittelstand in seinen Augen besonders prägen werden: Künstliche Intelligenz und den demografischen Wandel. „KI hat das Potenzial, die Arbeitswelt grundlegend zu verändern. Technische Innovationen werden erfahrungsgemäß kurzfristig überschätzt und langfristig unterschätzt“, sagt Gyger. Der zweite große Treiber sei der demografische Wandel: „Er schlägt jetzt voll durch – beim Fachkräftemangel ebenso wie bei der Nachfolge.“ Spannend sei die Verbindung beider Entwicklungen: „Vielleicht kann man manches, was heute noch Menschen leisten, künftig durch KI unterstützen. Entscheidend ist, dass Unternehmer strategisch planen und sich rechtzeitig auf die Veränderungen einstellen.“

Teilen:

Fotostrecke

(© Igor Krispien)

(© Igor Krispien)

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten