Management

Serie – 10 Tipps: 10-Finger-Modell

10 Finger zum merken und motivieren

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von Claudia Schneider 08.12.2023
(© Polinmr – stock.adobe.com)

Josef Erlacher berät seit über 30 Jahren kleine und mittelständische Unternehmen und war auch im Sport erfolgreich: Er hat bei den Paralympics 1994 die Bronzemedaille im Ski Alpin gewonnen. Der Südtiroler ist als Albino und fast blind auf die Welt gekommen. Trotzdem hat er studiert, kann die Skipisten heruntersausen und hat sein eigenes Beratungsunternehmen aufgebaut. In seinem Buch „Der Erfolg liegt in deiner Hand“ stellt er sein Prinzip Handkarte und 10-Finger-Modell vor: Die Finger der rechten Hand stehen für Eigenschaften, die erfolgreiche Geschäftsleute brauchen. Die der linken Hand stehen für das Umfeld.

 

1: HANDKARTE ZUR ORIENTIERUNG

Landkarten bieten geografische Orientierung. Unternehmensberater Josef Erlacher möchte mit dem Prinzip der Handkarte (Handmap) und dem 10-Finger-Modell Impulse und Orientierung für die Geschäftswelt geben. Die Handkarte ist eine Art Gedankenstütze und kann ähnlich wie eine Mindmap eingesetzt werden, um Ideen zu finden, Prozesse zu planen und sich zu fokussieren. Jeder Finger ist einem Schlüsselfaktor zugeordnet. Diese stellen wir nachfolgend kurz vor. Mithilfe der Handkarte kann man das eigene Handeln reflektieren und prüfen, an welchen Stellen der Erfolg blockiert wird und wo man Energie verliert. Der Autor gibt Anregungen und Tipps, wie man neue Wege einschlagen und Spitzenleistungen mit Spaß und Freude erreichen kann. Jeder ist aufgerufen, eigene Handkarten zu erstellen – und auch über seine Gefühle und Emotionen nachzudenken und diese auf der Handmap zu notieren.

 

2: DER BEGEISTERTE RECHTE DAUMEN

Für Josef Erlacher ist klar: Ein erfolgreiches Geschäftsmodell hängt von Menschen ab. Der Unternehmer und die Unternehmerin sind der wesentliche Teil des Geschäftsmodells. Und deren wichtigste Eigenschaft: Die Begeisterung für das eigene Projekt – für die Herzensangelegenheit. Wer in seinem Tun Sinn sieht und brennt für die eigenen Ideen, kann auch in anderen ein Feuer entzünden. Der „Like Daumen“ der rechten Hand steht für die Begeisterung. Der Autor rät dazu, die eigenen Stärken zu fördern und auf eine positive Einstellung zu achten. Dann fällt es auch leichter, Mitarbeiter mit Begeisterung anzustecken. Es gilt, Blockaden zu beseitigen, alternative Lösungen zu suchen, die zum Ziel führen, und Betriebsblindheit abzulegen.

 

3: DER ZIELORIENTIERTE ZEIGEFINGER

Ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben, wird der Erfolg zum Glücksspiel. In der Management-Literatur gibt es reihenweise Tipps zur Zielorientierung. Josef Erlacher führt in seinem Kapitel dazu aus, wie man mit Strategie, Mission und Vision ans Ziel kommt. Der rechte Zeigefinger soll Unternehmer daran erinnern, die Vision im Blick zu behalten. Wer Ziele in kleine Arbeitspakete unterteilt, hat schneller ein Erfolgserlebnis und eine Erfolgskontrolle. Die eigenen Unternehmenswerte und die Unternehmenskultur sollten mit den Wertvorstellungen der Kunden zusammenpassen. Josef Erlacher veranschaulicht auch diesen Aspekt mit Beispielen aus seiner eigenen Beratertätigkeit und lässt seine Erfahrungen als Spitzensportler einfließen.

 

4: DER MUTIGE MITTELFINGER

Der rechte Mittelfinger ist im 10-Finger-Modell kein „Stinkefinger“, sondern steht für Mut. Mut bedeutet, Entscheidungen zu treffen und Ziele umzusetzen. Erfolgreiche Unternehmer haben den Mut, auch unsichere Entscheidungen zu treffen. „Mut steht für mich aus dem Zusammenspiel von Respekt vor dem, was ich vorhabe, von Wissen beziehungsweise Können, über das ich verfüge, und von gewachsenem Selbstvertrauen, das in mir steckt“, schreibt Josef Erlacher. Er hebt hervor, dass man nicht blindlings drauflos marschieren sollte und Risiken und Gefahren durchaus bedenken, aber nicht sofort in den Vordergrund stellen sollte. Wer Marktchancen erkennt, sollte mutig und selbstbewusst sein, sie auszuprobieren. So wie Amazon-Begründer Jeff Bezos, Apple-Gründer Steve Jobs oder Henry Ford, der im Buch zitiert wird: „Wenn ich früher die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Postkutschen.“ Autos waren damals noch nicht erfunden.

 

5: DER BEHARRLICHE RINGFINGER

Auch in unserer schnelllebigen Zeit brauchen Unternehmer einen langen Atem und Durchhaltevermögen auf ihrem Weg zum Erfolg, findet Berater Erlacher. Es ist eine gewisse Zeit nötig, um fehlerfreie Produkte zu entwickeln, Kunden zu gewinnen, sich am Markt bekannt zu machen usw. Auch Resilienz ist notwendig: Turbulenzen und unerwartete Ereignisse dürfen einen nicht sofort aus der Bahn werfen. Dranbleiben und beharrlich sein Ziel verfolgen, dafür steht der beharrliche Ringfinger der rechten Hand. Es gilt, sich an veränderte Realitäten anzupassen, agil und lösungsorientiert zu denken. Allerdings kann ein Weg manchmal in einer Sackgasse enden oder sogar zum Scheitern des Projekts führen. Dann braucht man Mut für einen Neuanfang.

 

6: DER PROFESSIONELLE KLEINE FINGER

Der kleine Finger der rechten Hand symbolisiert die Werkzeuge und Fähigkeiten, über die erfolgreiche Unternehmer verfügen. Moderne Technik, die zur Arbeitserleichterung beiträgt und ein Unternehmen konkurrenzfähig macht, ist wichtig. Betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse sind mindestens genauso wichtig. Josef Erlacher gibt einige handfeste Tipps für den Umgang mit Zahlen. „Nicht das Kontrollieren, sondern das Steuern ist die Hauptaufgabe des Controllings.“ Und Zahlen sind nur in Relation aussagekräftig (z.B. Vergleich mit Mitbewerbern, Vor- und Nachkalkulation). Es geht bei den betriebswirtschaftlichen Tools auch um Budgetierung, Skaleneffekte und die Rolle der Aufbau- und Ablauforganisation. Als Unternehmensberater setzt Josef Erlacher auf einen ständigen „Verbesserungsregelkreis von Planen, Umsetzen, Analysieren und neu Definieren bzw. Agieren“.

 

7: LINKER DAUMEN FÜR MITARBEITER

Die Finger der linken Hand stehen für das Umfeld, das zur Förderung der Projekte und Vorhaben eingesetzt werden kann. Der linke Daumen symbolisiert die Mitarbeiter. Wer es schafft, seine Beschäftigten für die eigene Idee zu begeistern, hat starke und wahrscheinlich loyale Mitstreiter und Förderer. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Unternehmer sollten sich mit Mitarbeiterführung und -motivation beschäftigen. Motivierte Mitarbeiter sind eine wirkungsvolle Stütze und wichtige Multiplikatoren.

 

8: DIE KUNDEN AM LINKEN ZEIGEFINGER

Ohne Kunden kein Geschäft. Der Zeigefinger der linken Hand weist auf diese Bedeutung hin. Josef Erlacher rät dazu, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Warum und wofür benötigt der Kunde meine Produkte und Dienstleistungen? Erst wenn diese Frage geklärt ist, kann man sich überlegen, wie das Produkt gestaltet und optimiert werden kann oder zu welchem Preis eine Leistung angeboten wird. Die Preisgestaltung sollte „selbstbewusst“ erfolgen, also die Preise nicht zu niedrig sein. Wobei der Preis zweitrangig sein kann: „Kundenzufriedenheit reicht heute nicht mehr. Kundenbegeisterung ist das, was Kunden bindet. Ist der Kunde begeistert vom Produkt oder der Leistung, rückt die Preissensibilität in den Hintergrund“, erklärt der Autor. Wer Kunden begeistern will, muss mit ihnen kommunizieren – egal über welche Kanäle, ob im direkten Gespräch, über Social Media, im stationären Geschäft oder im Onlineshop.

 

9: LINKER MITTELFINGER: MITBEWERBER UND MARKT

Was machen meine Mitbewerber? Was tut sich in meiner Branche? Es lohnt sich, Informationen dazu einzuholen. Wer gut informiert ist, kann sich von der Konkurrenz abheben und möglicherweise Fehlentscheidungen vermeiden. In Branchen, die aktuell unter Personal- und Materialmangel leiden, könnte eine Kooperation mit Mitbewerbern wiederum hilfreich sein.

 

10: UMFELD AM RING- UND TECHNIK AM KLEINEN FINGER

Die letzten beiden Tipps fassen wir hier in einem Punkt zusammen: Der linke Ringfinger widmet sich den Umfeldbedingungen. Darunter fallen Krisen wie die Covid-19-Pandemie oder Auswirkungen von Kriegen, aber auch Gesetze und Normen, Wirtschaftspolitik, Rohstoffmärkte und die Abhängigkeit von Lieferanten usw. Diese Faktoren können im schlimmsten Fall Geschäfte zum Erliegen bringen – aber auch ganz neue Chancen eröffnen. Zumindest sollte man mit Strategien entgegenwirken. Josef Erlacher führt als Beispiel die Fleischindustrie an: Betriebe, die das Tierwohl nicht beachten, werden vom Handel und Kunden abgestraft. Andersrum gilt: Unternehmen, die besonders auf Nachhaltigkeit achten, steigern ihr Image. Unternehmen, die einen guten Ruf als modern und zukunftsfähig haben wollen, sollten auch dem linken kleinen Finger Beachtung schenken: Er steht für neue Technik. Hier gibt der Autor Anregungen, wie man neue Medien, Virtual Reality und Digitalisierung in verschiedenen Bereichen nutzen kann. Fazit: Das 10-Finger-Modell soll Unternehmern zeigen, wo sie anpacken müssen, um ihre Vision zu verwirklichen.

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