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Personalisierung mit Verantwortung – Datenschutzkonformer KI-Einsatz im Marketing

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von REGIO MANAGER 28.07.2025
Foto von Ron Lach @pexels.com

Das Marketing, wie so viele andere von der Digitalisierung betroffenen Bereiche, befindet sich derzeit in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite eröffnen KI-gestützte Tools völlig neue Möglichkeiten, Kunden individuell anzusprechen und Kampagnen mit chirurgischer Präzision auszurichten. Auf der anderen Seite verschärfen die DSGVO und die Regelungen des EU AI Act den rechtlichen Rahmen. Personalisierte Werbung soll überzeugen – aber nicht auf Kosten von Transparenz und Vertrauen. Das Thema Datenschutz ist nicht länger eine Randnotiz, sondern ein zentrales Kriterium für den Erfolg digitaler Marketingstrategien.

Von der Masse zum individuellen Erlebnis

Sonderangebote und Bonus Aktionen für Neukunden sind in vielen Branchen längst üblich, sei es im digitalen Unterhaltungssektor, wo besonders die iGaming-Branche mit zahlreichen und komplex gestalteten Angeboten wirbt, um neue Nutzer aufmerksam zu machen oder im klassischen Einzelhandel, der mit Willkommensrabatten und Gutscheinprogrammen versucht, Erstkäufer zu binden. Auch Streamingdienste und Abo-Modelle nutzen solche Anreize, um den Einstieg für neue Kunden besonders attraktiv zu gestalten.

Auch in diesem Umfeld gewinnt der Einsatz von KI eine immer größere Bedeutung. Die Zeiten, in denen alle Kunden dieselben Werbebotschaften sahen, sind vorbei. KI ermöglicht es, Inhalte auf der Basis von Nutzerinteressen und Kaufverhalten passgenau zu gestalten und für Neu- sowie Bestandskunden individuell anzupassen. Laut Studien steigern personalisierte Produktempfehlungen die Conversion-Raten im E-Commerce signifikant . Ein Beispiel dafür liefert Zalando: Das Unternehmen setzt KI ein, um die Startseite, Suchergebnisse und Newsletter für jeden Nutzer individuell zu optimieren.

Diese Entwicklung macht deutlich, dass sich Marketingstrategien zunehmend vom klassischen Gießkannenprinzip hin zu hochgradig personalisierten Nutzererlebnissen verschieben. Doch diese Individualisierung funktioniert nur, wenn der Umgang mit Kundendaten verantwortungsvoll und transparent ist.

Rechtlicher Rahmen

Mit der DSGVO hat die EU bereits klare Standards gesetzt, wie personenbezogene Daten verarbeitet werden dürfen. Für KI im Marketing bedeutet das: Jede Form von Profiling oder Empfehlung muss auf einer rechtmäßigen Einwilligung beruhen, und die Nutzer müssen wissen, warum sie bestimmte Inhalte sehen. Das Prinzip der „Datenminimierung“ verlangt, dass nur die wirklich benötigten Informationen genutzt werden.

Der EU AI Act ergänzt diese Anforderungen. Er kategorisiert KI-Systeme nach Risikostufen und fordert für alle Anwendungen – auch für Marketing-KI – ein hohes Maß an Transparenz. Anbieter sind verpflichtet, nachvollziehbar zu dokumentieren, wie ihre KI zu Entscheidungen gelangt, und sicherzustellen, dass Kunden jederzeit ihre Einwilligung widerrufen können. Verstöße gegen diese Regeln können teuer werden: Der EU AI Act sieht Bußgelder von bis zu 7 % des weltweiten Umsatzes oder 35 Millionen Euro vor.

Lösungen für Datenschutz und Personalisierung

Wie lässt sich dieses Spannungsfeld zwischen individueller Kundenansprache und Datenschutz lösen? Ein wichtiger Ansatz ist die cookielose Personalisierung, die nicht auf Tracking von Dritten, sondern auf kontextbezogenen Daten basiert. Zudem setzen Unternehmen auf lokale Datenverarbeitung, bei der personenbezogene Informationen stärker pseudonymisiert werden, um Rückschlüsse auf einzelne Nutzer zu vermeiden.

Zalando, als Beispiel, nutzt zudem Recommendation Engines, die auf pseudonymisierten Daten basieren, um Empfehlungen zu erstellen, ohne dabei Rückschlüsse auf die Identität der einzelnen Nutzer zuzulassen. Solche datenschutzfreundlichen Technologien zeigen, dass KI-Personalisierung und Datenschutz keine Gegensätze sein müssen.

Best Practices für Unternehmen

Für Marketingverantwortliche bedeutet dies, dass KI-Strategien von Anfang an mit einem klaren Fokus auf Compliance entwickelt werden müssen. Ein strukturierter Ansatz umfasst mehrere Schritte: Zunächst sollten Unternehmen ihre Datenstrategie regelmäßig überprüfen und die eingesetzten KI-Systeme klassifizieren. Eine Datenschutz-Folgenabschätzung kann dabei helfen, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Zudem ist es entscheidend, Kunden offen zu erklären, warum ihnen bestimmte Inhalte angezeigt werden. Diese Transparenz ist nicht nur eine rechtliche Pflicht, sondern stärkt auch das Vertrauen.

Weiterhin empfiehlt es sich, interne Teams zu schulen, um die Anforderungen des AI Act zu verstehen und umzusetzen. Regelmäßige Audits der eingesetzten Algorithmen sind ebenfalls unverzichtbar, um sicherzustellen, dass die Systeme weiterhin DSGVO- und AI-Act-konform arbeiten. Schließlich müssen auch externe Anbieter von KI-Dienstleistungen vertraglich zur Einhaltung europäischer Datenschutzstandards verpflichtet werden.

Zwischen Fortschritt und Vertrauen

Zalando ist nicht das einzige Unternehmen, das auf eine datenschutzfreundliche Personalisierung setzt. Auch andere deutsche Handelsmarken haben in den letzten Jahren ihre KI-Strategien überarbeitet, um DSGVO-konform zu agieren, setzen jedoch teilweise auf anonyme oder stark aggregierte Nutzerdaten.

KI verändert das Marketing grundlegend, aber sie kann nur dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn Datenschutz, Transparenz und Nutzerakzeptanz im Mittelpunkt stehen. Unternehmen, die auf eine verantwortungsvolle KI-Strategie setzen, profitieren doppelt: Sie gewinnen das Vertrauen ihrer Kunden und können gleichzeitig hoch personalisierte Kampagnen ausspielen. Datenschutz ist dabei nicht das Ende der Personalisierung – sondern ihr Fundament.

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