Nachhaltigkeit

Nachhaltige Transformation: Nachhaltigkeit heißt Zukunftsfähigkeit

Die Regularien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung üben einen zunehmenden Transformationsdruck auf den Mittelstand aus. Dieser hat jedoch den Vorteil, für nachhaltiges Wirtschaften schon seit jeher sehr affin zu sein.

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von Miriam Leschke 22.04.2024

Die Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit ist in vollem Gange. Speziell für den Mittelstand bedeuten die neuen Dokumentations- und Berichtspflichten jedoch zunächst einmal einen erheblichen bürokratischen Mehraufwand. 

Seit die Europäische Kommission 2019 den „Green Deal“ aufgelegt hat, der darauf abzielt, die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen, sind mehrere gesetzliche Regularien festgezurrt worden. Diese betreffen sukzessive auch die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die dadurch vor große Herausforderungen gestellt werden. Bereits seit Anfang 2022 greift die EU-Taxonomie-Verordnung, deren Zweck es ist, ein EU-weites Klassifizierungssystem für die Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Aktivitäten zu etablieren. 

Größere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden müssen bereits seit Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen und über die drei ESG-Verantwortungsbereiche Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) berichten. Zusätzlich sind diese Unternehmen verpflichtet, den Anteil ihrer „grünen“ Umsatzerlöse, Investitionen und Betriebsausgaben anzugeben. Der neue EU-Standard zum Nachhaltigkeitsreporting zwingt nun zunehmend auch den Mittelstand zu einer nichtfinanziellen Berichterstattung, die die Darstellung des Anteils ökologischer sowie sozialer Umsätze, Investitionen und Betriebsausgaben umfasst. 

 

Nachhaltigkeitsreporting wird Pflicht

Mit der seit Januar 2023 geltenden Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, wurde der Umfang der von den neuen Regularien betroffenen Betriebe deutlich erweitert. Zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet die CSRD innerhalb der EU alle großen kapitalmarktorientierten Unternehmen für Berichtszeiträume ab dem 1. Januar 2024. Als große Unternehmen gelten Betriebe, die zwei der folgenden Kriterien erfüllen: eine Bilanzsumme in Höhe von 20 Millionen Euro, einen Nettoumsatzerlös von über 40 Millionen Euro und die Beschäftigung von mehr als 250 Mitarbeitenden. Für nicht kapitalmarktorientierte große Unternehmen gilt die Berichtspflicht in gleichem Sinne dann ab dem Jahr 2025. Kleine und mittelgroße Unternehmen fallen ab 2026 ebenfalls unter die Richtlinie, sofern sie kapitalmarktorientiert sind. In Summe sind in Deutschland von der Regelung circa 15.000 Unternehmen betroffen, die spätestens ab 2028 über Aspekte der Nachhaltigkeit berichten müssen. 

Besonders seit der Corona-Krise ist das Thema Nachhaltigkeit omnipräsent und schlägt sich zunehmend auch in den Erwartungen an Unternehmen nieder. Das macht sich beispielsweise bei Auftragsvergaben bemerkbar. So wollen große Unternehmen häufig sehr genau wissen, wie nachhaltig ihre Zulieferer aufgestellt sind und wie deren CO2-Bilanz aussieht. Zugleich zwingt die EU-Taxonomie-Verordnung Finanzinstitute dazu, die Entwicklung eines Betriebes vor einer Kreditvergabe nun noch detaillierter zu untersuchen. Das hat zur Folge, dass Kredite für Unternehmen jeder Größe zunehmend an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft werden. 

 

Ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie gefragt

EU-Taxonomie und CSRD bedeuten für KMU also nicht nur, dass diese die Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten proaktiv analysieren und steuern müssen, sondern machen es auch erforderlich, das eigene ESG-Profil zu optimieren und darüber früher oder später entsprechend zu berichten. 

Die Klärung der Fragen, wo man in Sachen ESG-Management eigentlich steht und wie die Nachhaltigkeitsperformance zu dokumentieren ist, stellt insbesondere KMU vor große Herausforderungen, da diese selten über explizit zuständige Mitarbeiter oder gar Abteilungen für das Aufgabenfeld verfügen. 

Doch Betriebe, die sich nur unzureichend mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, laufen Gefahr, von den hohen regulatorischen Anforderungen überwältigt und im Wettbewerb abgehängt zu werden. Um dies zu vermeiden, sollte das Thema so früh wie möglich angegangen werden. Denn nachhaltiges Wirtschaften wird immer wichtiger für das eigene Image und somit auch für den Unternehmenserfolg. Unternehmen, die die Transformation mit einer ganzheitlichen Strategie angehen und die Kontrolle über die Nachhaltigkeitsperformance ihres Betriebes haben, stärken nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr Employer Branding, sondern sie investieren damit auch in ihre Zukunftssicherheit.

 

Transparenz und Übersichtlichkeit schaffen

Zweifellos haben KMU andere Herausforderungen und Möglichkeiten als große Mittelständler oder Konzerne. Bei der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit verfügen mittelständische Unternehmen zumindest generell über sehr gute Ausgangsbedingungen. Schließlich ist für klassische Mittelständler nachhaltiges Handeln und Wirtschaften per se naheliegender als für große Unternehmen oder multinationale Konzerne, da diese Firmen oft seit vielen Jahren fest in ihrer Region verwurzelt sind und sich in einer Verantwortung für das ökologische Gleichgewicht und den sozialen Zusammenhalt an ihrem Standort sowie für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden sehen. Insofern ist Nachhaltigkeit bei Mittelständlern häufig bereits Teil des Selbstverständnisses bzw. der Unternehmensphilosophie. Speziell Familienunternehmen und inhabergeführte Mittelständler haben die nachfolgenden Generationen stets im Blick und denken entsprechend langfristig. 

Als Verlagshaus regionaler B2B-Wirtschaftsmagazine möchten wir genau diesen KMU Inspiration für pragmatische Veränderungen in Sachen Nachhaltigkeit bieten und – analog zu unseren Branchen-Rankings – eine Übersicht nachhaltiger KMU im Sinne eines Benchmarks aufbauen, der die Transformation vorantreibt. Nachhaltig arbeitende Mittelständler haben damit eine Möglichkeit, ihr Nachhaltigkeitsengagement vorzustellen und Auftraggeber bzw. Arbeitnehmer können komfortabel diejenigen Unternehmen identifizieren und anfragen, die ihre Vorstellungen nachhaltigen Wirtschaftens teilen. 

Im ersten Schritt haben wir daher im letzten Jahr alle Branchen-Akteure unserer Rankings (über 20.000 Mittelständler) befragt, welche nachhaltigen Maßnahmen und Projekte (ökologisch, ökonomisch und/oder sozial) sie bereits umsetzen. Im zweiten Schritt möchten wir nun die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen auch messbar und damit vergleichbar machen, indem wir einen ESG-Score von Unternehmen als Gesamtwert aus deren Engagement in den Bereichen Umweltfreundlichkeit, Soziales und Unternehmensführung ermitteln. 

Hierzu bedurfte es zunächst einer erneuten Befragung der Branchen-Akteure, diesmal anhand ausführlicher branchenspezifischer ESG-Fragebögen. Um das Ganze statistisch abbilden und adäquat umsetzen zu können, arbeiten wir mit dem Bielefelder Start-up Sustaind als erfahrenem Profi-Partner zusammen, der über eine entsprechende Datenbasis verfügt.

Das Team von Sustaind ist auf die ESG-Datenerfassung spezialisiert und betreibt eine KI-gestützte Datenbank, mit Hilfe derer sich individuelle ESG-Datenanalysen für Unternehmen durchführen lassen. Anhand seiner Datenbank, die die ESG-Daten von über 15.000 Unternehmen umfasst, hat Sustaind identifiziert, welche ESG-Daten deutscher Unternehmen in den unterschiedlichen Branchen bereits vorliegen und daraus für jede Branche Durchschnittswerte ermittelt, die als Orientierung für einen Benchmark dienen. Mit Hilfe der Angaben der Unternehmen aus den branchenspezifischen

Fragebögen, der ESG-Daten der jeweiligen Wirtschaftszweige und der daraus ermittelten Branchen-Durchschnittswerte lässt sich das Nachhaltigkeitsengagement von Unternehmen derselben Branche nun auch vergleichen.

 

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