Die Mittagspause ist für viele Arbeitnehmende der wichtigste Moment des Tages: eine kurze Auszeit, ein gutes Essen, vielleicht garniert mit einem guten Gespräch. Doch was auf dem Teller landet, hat nicht nur Einfluss auf unsere Gesundheit, sondern auch auf das Klima. Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) hat deshalb ein paar Ideen für eine nachhaltige Mittagspause – und liefert handfeste Tipps für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Nachhaltigkeit beginnt auf dem Kantinentablett
Im stressigen Alltag können wir nicht an alles denken. Deshalb möchte der NABU den Mitarbeitenden in Unternehmen helfen, sich über die Nachhaltigkeit ihres Essens weniger Gedanken machen zu müssen. Mit dem Kantinenflyer gibt der NABU Anregungen, wie Unternehmen – ob mit eigener Kantine oder mit Catering-Partnern – umweltfreundlicher wirtschaften können.
Der wichtigste Hebel: mehr pflanzliche Gerichte. Denn weniger Fleisch bedeutet eine bessere CO2-Bilanz und weniger Flächenverbrauch. Wenn weniger Fläche für die Tiermast genutzt würde, stünden diese Flächen potenziell dem Naturschutz zur Verfügung. Zudem hilft eine pflanzliche Ernährung nicht nur der Umwelt, sondern auch der Gesundheit. Wer in der Kantine ein veganes Gericht wählt, tut sich also auch selbst etwas Gutes.
Die größte Herausforderung: Essgewohnheiten verändern
Obwohl viele Menschen sich nachhaltiger ernähren wollen, ist der Schritt zu mehr pflanzlichen Gerichten oft mit Vorurteilen behaftet. „Vegan? Das schmeckt doch nicht!“ oder „Ich werde davon nicht satt!“ sind typische Einwände. Zudem fühlen sich manche Menschen bevormundet, wenn tierische Produkte reduziert oder gar nicht angeboten werden. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Kantinen sollten keine Verbote aussprechen, sondern Alternativen schmackhaft machen. Die beste Strategie ist, Vielfalt zu bieten und pflanzliche Optionen so attraktiv zu gestalten, dass sie von selbst überzeugen.
Doch wie kann das gelingen? Transparenz spielt eine große Rolle. Kantinen könnten ihre nachhaltigen Initiativen klar kommunizieren, etwa durch Infotafeln oder Gespräche mit den Gästen. Ein „klimafreundliches Menü des Tages“ könnte helfen, Alternativen schmackhaft zu machen, ohne den Eindruck zu erwecken, jemandem etwas aufzuzwingen.
Die grüne Kantine
Neben mehr pflanzlichen Gerichten gibt es zahlreiche weitere Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit:
Mehr regionale und saisonale Produkte
Obst und Gemüse aus der Region
reduzieren Transportwege und
CO2-Emissionen.
Weniger Lebensmittelverschwendung
Kantinen könnten Reste kreativ
verwerten oder mit Foodsharing-
Initiativen kooperieren.
Nachhaltige Verpackungen
Statt Einwegplastik könnten
Mehrwegsysteme für Take-away-
Essen eingeführt werden.
Wasserstationen statt Plastikflaschen
Leitungswasser ist die nachhaltigste
und günstigste Option für Getränke
in der Kantine.
Zertifizierte Produkte verwenden
Fair-Trade-Kaffee, oder EU-Bio-Siegel –
entsprechende Siegel und Labels
bieten Transparenz und Sicherheit.
Anreize schaffen
Mitarbeitende könnten etwa Rabatt
auf vegane oder vegetarische Gerichte
erhalten, um die Nachfrage zu fördern.
Nachhaltig lohnt sich
Auch für kleine und mittelständische Unternehmen kann nachhaltiges Essen ein Wettbewerbsvorteil sein. Denn Mitarbeitende schätzen es, wenn ihr Arbeitgeber auf Umweltfreundlichkeit achtet. Ein Unternehmen, das nachhaltige Kantinenoptionen anbietet, kann dies als Teil seiner Employer-Branding-Strategie nutzen. Darüber hinaus gibt es finanzielle Vorteile. Wer weniger Fleisch und mehr regionale, saisonale Produkte einkauft, kann Kosten sparen. Ein höherer Bioanteil muss nicht teuer sein: Laut NABU steigert ein 20-prozentiger Bioanteil die Kosten pro Gericht nur um wenige Cent.
Auch aus rechtlicher Sicht lohnt sich eine nachhaltige Kantine. Immer mehr Unternehmen unterliegen Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD). Ein nachhaltiges Kantinenkonzept kann helfen, diese Anforderungen zu erfüllen und das Unternehmen als Vorreiter in Sachen Umweltschutz zu positionieren.
Beispielhafte Vorreiter
Dass eine nachhaltige Kantine keine Utopie ist, zeigen bereits einige Unternehmen und Hochschulen. Das Studierendenwerk Berlin etwa hat den Fleischanteil auf nur noch vier Prozent des Speiseplans reduziert, während die Mensa am Turm der Universität Göttingen bereits komplett vegetarisch und vegan arbeitet. Auch Unternehmen könnten diesen Weg einschlagen: Ob durch feste vegane Wochentage, eine gezielte Umstellung auf nachhaltigere Lieferanten oder durch eine bewusste Reduktion von tierischen Produkten – schon kleine Schritte können große Wirkung zeigen.
Die Kantine der Allianz Deutschland hat beispielsweise ihr Angebot mit mehr pflanzlichen Gerichten erweitert, während SAP mit „Green Canteen“ ein eigenes nachhaltiges Kantinenkonzept umsetzt. Auch Städte wie Kopenhagen setzen auf klimafreundliche Kantinen: 90 Prozent der Speisen in öffentlichen Einrichtungen sind dort biologisch.
Jeder Teller zählt
Der NABU-Kantinenflyer macht klar: Nachhaltigkeit beginnt oft bei den kleinen Dingen des Alltags. Unternehmen können mit einer durchdachten Kantinenstrategie nicht nur ihre Mitarbeitenden gesünder ernähren, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Umstellung muss nicht radikal sein – schon kleine Änderungen können große Wirkung zeigen. Wer weiß? Vielleicht wird das vegane Mittagsgericht schon bald zum neuen Lieblingsessen vieler Mitarbeiter. Denn eines ist sicher: Nachhaltigkeit in der Kantine ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine Zukunftsstrategie, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich Sinn ergibt.
www.NABU.de/NH-Kantinenflyer
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