Büro & Arbeitswelt

Freiraum fürs Arbeiten

Im Interview spricht Alois Kleine, Gründer von Coworking Bielefeld, über echte unternehmerische Freiheit, regionale Netzwerke und warum Flexibilität kein Luxus, sondern ein Prinzip ist.

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von REGIO MANAGER 04.08.2025

OWLM: Herr Kleine, Sie haben Coworking Bielefeld vor über zehn Jahren gegründet – lange bevor „New Work“ zum Schlagwort wurde. Was hat Sie damals angetrieben?

Alois Kleine: Ich habe einen Ort gesucht, an dem ich selbstständig arbeiten kann – ohne ständig Räume, Technik oder Netzwerke organisieren zu müssen. Und ich wollte Austausch: echte Gespräche, kein Zufallskontakt am Kopierer. Als ich nichts Passendes fand, habe ich ihn selbst geschaffen.

OLWM: Heute entdecken auch viele Mittelständler das Thema für sich. Warum erst jetzt?

Kleine: Weil sich die Arbeitswelt verändert hat – nicht zuletzt durch Corona. Viele Unternehmen haben erlebt, dass Flexibilität funktioniert. Aber sie braucht gute Rahmenbedingungen. Coworking ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug für moderne Arbeitskultur.

OWLM: Was bedeutet das konkret?

Kleine: Arbeit und Leben sind keine Gegensätze. Menschen wollen sinnvoll arbeiten – und dort, wo sie sich wohlfühlen. Flexibilität heißt nicht Beliebigkeit. Wer mitgestalten kann, bringt sich engagierter ein. Führungskräfte sollten das als Chance sehen.

OWLM: Das klingt nach unternehmerischer Freiheit. Wie leben Sie das?

Kleine: Ich spreche wenig darüber – ich mache es einfach. Ich entscheide schnell, probiere Dinge aus, ändere auch mal die Richtung. Unsere Kunden können das genauso: Sie mieten, was sie brauchen – für einen Tag oder ein Jahr. Das schafft Handlungsspielraum.

OLWM: Fördert dieser Freiraum kreative Prozesse?

Kleine: Absolut. Ein junger Gründer aus dem Tech-Bereich kam hier mit einer erfahrenen Coachin ins Gespräch. Daraus entstand ein Mentoring, das beide bereichert hat. Solche Begegnungen sind für mich das Wertvollste am Coworking.

OLWM: Welche Rolle spielen Coworking Spaces in einer Region wie OWL?

Kleine: Eine große. Sie ermöglichen es Menschen, dort zu arbeiten, wo sie leben – und erleichtern Gründungen, schaffen lokale Netzwerke, machen Unternehmen flexibler. Manchmal lernt man an der Kaffeemaschine mehr als in zwei Stunden Internetrecherche.

OLWM: Gibt es Branchen, für die Coworking besonders sinnvoll ist?

Kleine: Wir haben von der Agentur über die Beraterin bis zum Projektteam alles dabei. Entscheidend ist nicht die Branche, sondern Offenheit und Eigenverantwortung. Auch große Unternehmen lagern heute Teams zu uns aus.

OLWM: Coworking steht für Wandel. Wo finden Sie Stabilität?

Kleine: In der Mischung. Stammkunden bringen Beständigkeit, Tagesgäste sorgen für Dynamik. Das hält uns agil, ohne beliebig zu werden.
OLWM: Wohin entwickelt sich die Arbeitswelt – und Ihr Coworking?

Kleine: Die Technik entwickelt sich rasant. Wir investieren gezielt, etwa in ein interaktives Smartboard für digitale Zusammenarbeit. Unsere Kunden nutzen es, ohne selbst investieren zu müssen.

OLWM: Was motiviert Sie persönlich?

Kleine: Wenn Menschen gerne hier sind, produktiv arbeiten, sich gegenseitig inspirieren – dann weiß ich, dass wir echte Fortschritte ermöglichen.

OWLM: Wir bedanken uns für das Gespräch.

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