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Arbeit schläft nicht – Wie 24/7-Prozesse den Mittelstand verändern

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von REGIO MANAGER 11.06.2025
Foto von Andrea Piacquadio (www.pexels.com)

Digitale Prozesse haben sich in vielen Bereichen des deutschen Mittelstands etabliert – doch gerade bei der automatisierten Abwicklung von Zahlungen, Rückerstattungen oder internen Freigaben zeigen sich 2025 noch erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Während innovative Anbieter längst auf Echtzeitlösungen setzen, arbeiten viele Unternehmen weiterhin in festen Bürozeiten. Die Folge: Verzögerungen, Medienbrüche – und ungenutzte Potenziale.

Die zunehmenden Erwartungen von Geschäftskunden und Endverbrauchern an Verfügbarkeit und Schnelligkeit stellen die etablierten Prozessketten vor neue Herausforderungen. Insbesondere dann, wenn interne Abläufe manuell verwaltet oder auf bestimmte Tageszeiten begrenzt sind, zeigt sich der Nachholbedarf. Doch die gute Nachricht lautet: Automatisierung ist möglich – und oft einfacher als gedacht.

Von Freitagsstau zur Sofortauszahlung

Ein typisches Beispiel aus dem Mittelstand: In vielen Unternehmen wurden Gutschriften nach Reklamationen bislang manuell über die Buchhaltung freigegeben – häufig zeitverzögert, etwa erst am Montag nach dem Wochenende. Mit der Einführung digitaler Workflows lässt sich dieser Prozess inzwischen deutlich effizienter gestalten. So werden Rückzahlungen unterhalb definierter Schwellenbeträge heute vielfach automatisch geprüft und noch am selben Tag erstattet, sofern alle Kriterien erfüllt sind. Der Aufwand für die Buchhaltung sinkt dadurch spürbar.

Diese Entwicklung steht nicht isoliert da. Branchen mit besonders hohem Digitalisierungsgrad machen es vor: So setzen beispielsweise Online Casinos mit schneller Auszahlung zunehmend auf vollautomatische Prozesse – Anbieter werben 2025 verstärkt mit „Instant Payout“ oder „Automated Withdrawal Approval“. Im Idealfall läuft alles automatisch: Spieler wählen im Spielkonto eine Zahlungsmethode, und bei Echtzeitüberweisung ist das Geld binnen Sekunden verfügbar. Doch auch in diesem Sektor arbeiten viele Anbieter noch mit manuell bearbeiteten Auszahlungsanfragen – gebunden an Bürozeiten. Gleiches gilt für InsurTech-Unternehmen, die bei kleineren Schadensfällen inzwischen vollautomatische Prozesse einsetzen. Der Schaden wird digital gemeldet, geprüft und im besten Fall innerhalb von Minuten ausgezahlt – ganz ohne manuelle Zwischenprüfung.

Der Unterschied zwischen einem Klick und mehreren Tagen Bearbeitungszeit liegt dabei allein in der digitalen Prozesslogik – und nicht in der Komplexität des Geschäftsmodells. Auch der Mittelstand kann hiervon profitieren: Immer mehr Betriebe automatisieren ihre Freigabeprozesse für Reisekosten, Retouren oder Abschlagszahlungen – häufig mithilfe cloudbasierter ERP-Systeme. Diese bieten mittlerweile Funktionen zur Echtzeit-Verarbeitung, die unabhängig von klassischen Bürozeiten verfügbar sind. Voraussetzung ist eine klar definierte interne Prozessstruktur und die Anbindung geeigneter Zahlungsdienste über moderne Schnittstellen.

Auch Behörden und Versicherer setzen auf Echtzeit

Ein Blick über die Unternehmensgrenzen hinaus zeigt: Selbst öffentliche Verwaltungen setzen 2025 auf schnellere Prozesse. Mehrere Bundesländer – darunter auch Sachsen – testen 2025 automatisierte Bearbeitung bestimmter Sozialleistungen.

Die Versicherungswirtschaft hat ähnliche Fortschritte gemacht. InsurTechs wie Getsafe oder Element bieten bereits vollständig automatisierte Schadenregulierungen bei Bagatellschäden an. Ein Upload des Belegs genügt, und die Erstattung wird sofort angestoßen – unabhängig vom Wochentag. Der Unterschied zur klassischen Bearbeitung mit manueller Sachbearbeitung ist deutlich: Während dort Auszahlungszeiten von mehreren Tagen keine Seltenheit sind, liegt die Reaktionszeit automatisierter Systeme oft unter einer Stunde.

24/7 ist nicht nur Technik – sondern auch Organisation

Was viele Unternehmen unterschätzen: Die technische Umstellung auf 24/7-fähige Prozesse ist nicht allein eine Frage der Software, sondern der internen Organisation. Prozesse müssen standardisiert, Rollen definiert und Freigabegrenzen festgelegt werden. Auch rechtliche Aspekte spielen eine Rolle – etwa bei der digitalen Signatur, der Compliance-Dokumentation oder der Absicherung gegen Fehlbuchungen. Für Unternehmen mit Betriebsrat kann die Einführung von vollautomatischen Prozessen außerdem mitbestimmungspflichtig sein.

Ob Buchhaltung, Kundenservice oder Retouren – Echtzeitprozesse gewinnen an Bedeutung. Das Ziel ist dabei nicht immer eine vollständige Automatisierung, sondern eine intelligente Verzahnung zwischen Mensch und Maschine. So lassen sich manuelle Prüfprozesse auf kritische Fälle beschränken, während Routinevorgänge ohne Zeitverlust abgewickelt werden.

Für mittelständische Unternehmen in Deutschland gilt: Wer jetzt in moderne Prozessketten investiert, schafft nicht nur Geschwindigkeit, sondern auch Verlässlichkeit. Und das ist in Zeiten von Lieferengpässen, Personalknappheit und steigendem Wettbewerb mehr als ein technisches Detail – es ist ein strategischer Vorteil.

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