Produktion

Im Dienste der Industrie

Der Markt der Industrieservice-Unternehmen konsolidiert sich. Die Branche sieht guten Wachstumschancen entgegen, wenngleich auch kritische Punkte gemeistert werden müssen.

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von Regiomanager 01.04.2016
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Wartung, Instandsetzung, Entsorgung, Überwachung, Engineering – die Liste der Aufgaben der industriellen Dienstleistungsunternehmen ist umfangreich. Sie unterstützen die Industrie darin, effizient produzieren, die Flexibilität erhöhen und die Qualität verbessern zu können. „Die Industrieservices sind ein wichtiger Faktor in der Wertschöpfungskette“, sagt Dr. Reinhard Maaß, Geschäftsführer des WVIS, dem Wirtschaftsverband für Industrieservice e. V. Zu den Industrieservice-Anbietern zählen sowohl reine Serviceprovider als auch Unternehmen, die den Service für die eigenen Maschinen und Anlagen im Portfolio haben. Schätzungsweise 1.000 Dienstleister gibt es in Deutschland, unter ihnen sind einige wenige große, die meisten sind kleine und mittelständische Unternehmen. Das Umsatzvolumen der Branche liegt bei 20 Milliarden Euro; rechnet man die interne Instandhaltung mit ein, beläuft es sich auf 115 Milliarden Euro. In Deutschland hat die Branche 2014 ein deutliches Wachstum erfahren, von dem vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren konnten. Dagegen haben die großen Unternehmen ihr Umsatzniveau gehalten. Im Durchschnitt konnten 2014 die Industriedienstleister in Deutschland ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um knapp zehn Prozent verbessern. Weltweit ist der Umsatz um 7,5 Prozent gestiegen. Seit 2010 führt der Verband jährlich den Branchenmonitor durch. Dabei werden Unternehmen aus der Branche zu Wachstumsprognosen, ihren Dienstleistungsportfolios sowie den Arbeitsmarktentwicklungen befragt. Die Auswertung dieser repräsentativen Daten wird in dem Branchenmonitor vorgestellt. Die aktuelle Ausgabe bestätigt, dass der Industrieservice nach wie vor zum großen Teil in der Prozessindustrie nachgefragt ist. Wichtigster Kunde: die chemische Industrie. Fast 40 Prozent ihres Gesamtumsatzes erwirtschaften hier die industriellen Dienstleister. 34 Prozent fallen auf die Bereiche Kraftwerke, Energie- und Umwelttechnik, 30 Prozent auf den Automobil- und Fahrzeugbau. Wartung, Instandsetzung und Inspektion rangieren unter den erbrachten Dienstleistungen auf Platz eins. Die zwei weiteren großen Tätigkeitsfelder sind Montage/Installation und die technische Reinigung samt Isolierung und Gerüstbau. Gefragt nach den Wachstumstreibern in ihrem Portfolio, geben die befragten Unternehmen an, dass neben Instandhaltung und Montage/Installation auch Engineering immer wichtiger wird.

Outsourcing

 
Der Blick der Branche in die Zukunft ist zuversichtlich. Als Wachstumsmärkte werden vor allem Nordamerika und China angesehen. Deutschland steht an dritter Stelle, erst danach kommt Indien. Hier ist die Erwartungshaltung im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Chancen, auf dem russischen Markt eine stärkere Präsenz zu gewinnen, werden aufgrund der politischen Entwicklungen inzwischen ebenfalls geringer eingeschätzt. Ausbaufähig sehen die Dienstleistungsunternehmen ihre Leistungen vor allem in der Automobilindustrie und im Maschinenbau. Relevant sind weiterhin die Themen Arbeits- und Anlagensicherheit. Auch in puncto Fachkräftemangel rechnet der WVIS damit, dass hier eine intensivere Kooperation mit den Industrieservices zustande kommt, beispielsweise bei Turnarounds und Revisionen. „Besonders kleine und mittlere Unternehmen sind optimistisch, mit ihren Dienstleistungen zusätzlich in Branchen vorzudringen, die heute noch einen geringen Servicegrad aufweisen“, sagt Dr. Maaß. Der Trend zum Outsourcing von Instandhaltungsaufgaben hält an. Das gilt vor allem für die Aufgaben, die nicht zum Kerngeschäft des Kunden gehören. Darüber hinaus fragen die Kunden der industriellen Dienstleister immer öfter auch Managementaufgaben oder ein ganzheitliches Management an. „Neben hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeitern setzen Industrieservice-Unternehmen trotz oder gerade wegen ihrer Spezialisierung auf den Trend, auch fachübergreifende Dienstleistungen anzubieten“, berichtet Dr. Maaß. 200.000 Mitarbeiter sind in Deutschland im Industrieservice beschäftigt. Die Branche bietet Aufstiegschancen und hohe Qualifikationen, leidet aber an einem schlechten Image. Das zu ändern ist vorderstes Anliegen des Verbandes. Ein weiteres Mittel, die Branche nach außen zu präsentieren – mittels Best-Practices-Beispielen von Mitgliedern, die ihre erfolgreich abgeschlossenen Projekte und aktuellen innovativen Projektentwicklungen auf der Internetseite des Verbands vorstellen können.

Relevanz der Industriereinigung

Als Teilbereich des Industrieservice ist die professionelle technische Reinigung eine Dienstleistung, die wie auch die Industriemontage mit am häufigsten an externe Dienstleister übertragen wird. Gleichzeitig erfordert gerade die Reinigung von Industrieanlagen und technischen Einrichtungen eine hohe Professionalität bei den Servicedienstleistern. Diese müssen über ein vielseitiges und aktuelles Fachwissen verfügen, um optimal auf die speziellen Anforderungen der unterschiedlichen Branchen vorbereitet zu sein, was die häufig sehr komplexen und großflächigen Anlagen und Produktionshallen angeht. Zur professionellen Reinigung gehört ebenfalls die fachgerechte Entsorgung von Sondermüll, die sich aufgrund der starken Reglementierungen sehr aufwendig gestalten kann. Bei der Industriereinigung handelt es sich letztlich um eine Sonderreinigung, bei der es nicht nur darum geht, Industrieanlagen von Produktionsrückständen zu befreien, sondern auch die Anlagensicherheit zu gewährleisten. Insofern ist die Relevanz der Industriereinigung für eine sichere, effiziente Produktion nicht zu unterschätzen. Dabei liegt, ähnlich wie bei der Wartung und Instandsetzung, eine zusätzliche Herausforderung in der zeitlichen Abstimmung der Serviceprozesse und der Produktionsphasen der Unternehmen.

Prognosen und Realität

Als Riesenchance bezeichnet Dr. Maaß die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge für die Industrieservices. „Hier ergeben sich neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle für die industriellen Dienstleister“, sagt er. Mit flexiblen und individuellen Dienstleistungen können die Anbieter eine Effizienzsteigerung sowie Prozessoptimierung bei ihren Kunden herbeiführen. Beispielsweise durch vorbeugende Instandhaltung, der Predictive Maintenance. Mittels Softwarelösungen können z.B. innerhalb von Fabrikanlagen Störungen in Echtzeit ermittelt und dementsprechend auch umgehend beseitigt werden. Statt möglicherweise lange mit der Ermittlung des Defekts beschäftigt zu sein, weiß der Service-Mitarbeiter sofort, wo er ansetzen muss. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern spart auch Kosten ein.
Karin Bünnagel | redaktion@regiomanager.de

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