Kolumne

Parallelwelten: Einmal mit Gefühl

Wissenschaftler erweitern die Liste der menschlichen Emotionen. Simone Harland beschreibt, warum das Führungskräfte vor neue Herausforderungen stellt.

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von Regiomanager 01.10.2017
Foto: © ArtFamily – stock.adobe.com

Das Leben von Führungskräften wird immer komplizierter. Nicht nur, dass die digitale Transformation in nahezu allen Branchen Einzug gehalten hat und Arbeitsstrukturen kräftig durcheinanderwirbelt. Nein, jetzt hat eine Studie der Universität Berkeley auch noch ergeben, dass die sogenannten Basisemotionen – Trauer, Glück, Angst, Wut, Ekel, Überraschung – nicht ausreichen, um menschliche Gefühle zu beschreiben und einzuordnen. Für Führungskräfte heißt das: Sie müssen bei ihren Teammitgliedern künftig auf 27 statt auf nur sechs Emotionen Rücksicht nehmen. Denn Fachkräfte sind bekanntlich wie rohe Eier: Nur wenn sie angemessen vorsichtig behandelt werden, laufen sie nicht aus, äh weg. Und das ist dank des viel beschworenen Fachkräftemangels wichtiger als je zuvor. Vor allem die nach 1995 Geborenen, Generation Z genannt, sind, so sagen Jugendforscher, sofort fort, fühlen sie sich nicht ausreichend wertgeschätzt. Anpassung ist für Führungskräfte daher alles. Doch welche Gefühle sind es, die Vorgesetzte von nun an beachten müssen?

Da wäre als Erstes die Nostalgie. Wirft eine Arbeitskraft Ihnen also heute oder demnächst die Killerphrase „Das haben wir schon immer so gemacht“ an den Kopf, werden Sie bitte nicht wütend. Werten Sie die Aussage stattdessen als ein Aufflammen nostalgischer Gefühle und zeigen Sie dem Teammitglied, dass Sie und die Firma seine Emotionen respektieren. Zum Beispiel indem Sie ebenfalls aus nostalgischen Gründen den Computer im Büro durch eine Schreibmaschine oder das Firmenhandy durch ein schnurgebundenes Telefon ersetzen. Mit großer Wahrscheinlichkeit rufen Sie mit diesem Handeln sieben weitere der 27 Emotionen hervor: Verlegenheit, Staunen, gefolgt von Entsetzen und Aufregung, vermutlich auch von Besorgnis. Hinzukommen unter Umständen Trauer und in letzter Konsequenz Verlangen. Gehen Sie nun wiederum auf diese Gefühle ein, binden Sie den Beschäftigten langfristig an die Firma. Denn sollten Sie sich entscheiden, Mobiltelefon oder Computer zurückzugeben, können Sie davon ausgehen, dass sich bei Ihrem Mitarbeiter oder Ihrer Mitarbeiterin wenigstens eine weitere der 27 Emotionen einstellt: Erleichterung, Freude oder sogar Verzückung. Ein Gefühl der Bewunderung, vielleicht sogar der Verehrung dürfte Ihnen ebenfalls sicher sein – nicht unbedingt das Schlechteste für eine Führungskraft. Jetzt müssen Sie nur achtgeben, dass dieses neu erwachte Gefühl des persönlichen Interesses nicht in romantische Gefühle umschlägt. Denn diese münden schnell in der Emotion sexuelle Lust, auf die sich am Arbeitsplatz gut verzichten lässt. Zu viel Aufregung – Sie verstehen… Sorgen Sie also dafür, dass Ihre Teammitglieder Sie eher langweilig finden. Zum Beispiel indem Sie lang und breit über den Sinn und Unsinn von Gefühlen am Arbeitsplatz referieren. Passen Sie jedoch auf, dass Ihr Vortrag keine Verwirrung, sondern höchstens Belustigung hervorruft oder besser noch zu Gelassenheit führt. Denn wer gelassen ist, erbringt bessere Leistungen und findet eher Befriedigung bei der Arbeit – vor allem, wenn die ästhetische Wertschätzung (ja, auch das ist ein Gefühl!) des Arbeitsplatzes hinzukommt. Dass Angst und Schrecken am Arbeitsplatz genauso wenig zu suchen haben wie Schmerz, versteht sich von selbst. Und Ekel sollte sich höchstens beim Gang in die Kantine einstellen, nicht jedoch bei der Arbeit.

Sie sehen: Die Anforderungen an Führungskräfte steigen weiter. Doch Sie werden auch diese Herausforderungen meistern, stimmt’s? Simone Harland | redaktion@regiomanager.de

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