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Mode hat Online-Probleme

Insolvenzgeschehen in Südwestfalen: SinnLeffers setzt auf Eigenverwaltung, SAM und Ostermann auf das Prinzip Hoffnung

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von Regiomanager 01.08.2016
Sinn-Leffers: Hauptsitz in Hagen

Die
Krise der Textilbranche hat ein weiteres Opfer gefunden: Die Modekette
SinnLeffers mit Sitz in Hagen hat nach 2008 erneut einen Insolvenzantrag
formulieren müssen und will sich in Eigenverwaltung sanieren. Das
Geschäft in den bundesweit noch 22 verbliebenen Filialen (nach 46) soll
zunächst uneingeschränkt weiterlaufen. „Um das Unternehmen dauerhaft
wettbewerbsfähig positionieren zu können, ist eine leistungs- und
finanzwirtschaftliche Sanierung im Wege eines gesteuerten
Insolvenzplanverfahrens in Eigenverwaltung erforderlich“, teilte
SinnLeffers mit. „Wir sind überzeugt, dass durch die Eigenverwaltung der
Fortbestand gesichert ist und der Großteil der vorhandenen
Arbeitsplätze erhalten werden kann“, erklärte Geschäftsführer
Friedrich-Wilhelm Göbel. Wichtig sei für das Unternehmen, schneller und
flexibler auf Modetrends reagieren zu können, um auch gegen den
Online-Handel gewappnet zu sein. Damit bestätigt Göbel den Meinungstrend
der Branche: Billiganbieter und insbesondere der Online-Handel machen
dem stationären Einzelhandel das Leben mehr als schwer. Als
Sanierungsgeschäftsführer berief das Unternehmen den Düsseldorfer
Rechtsanwalt Thomas Kluth, vorläufiger Sachwalter ist Rolf Weidmann von
der Görg-Insolvenzverwaltung aus Essen. Nach eigenen Angaben beschäftigt
das Unternehmen noch 1.259 Mitarbeiter. SinnLeffers war 1997 durch die
Fusion aus den Traditions-Modehäusern Sinn und Leffers entstanden. Von
2001 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Essener
Karstadt-Quelle-Konzern und wurde dann von der Deutschen Industrie
Holding (DIH) übernommen. 2013 erwarb die Familie Wöhrl aus Nürnberg das
Unternehmen und etablierte es in die Unternehmensgruppe mit 60
Modehäusern, mehr als 4.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als
600 Millionen Euro. Wöhrl ist mittlerweile ebenfalls in die Schieflage
geraten und beantragte Anfang September die Eröffnung eines
Schutzschirmverfahrens nach §270b der Insolvenzordnung.

SAM-Gruppe

Auch
die Produktionsgesellschaften der Mendener SAM-Unternehmensgruppe, die
„sam Schulte GmbH + Comp.“ sowie die „SAF Armaturen GmbH“ in Leipzig,
haben Insolvenz beantragt. In Menden sind 130 Mitarbeiter, in Leipzig 80
Mitarbeiter beschäftigt. Die Vertriebs-Gesellschaft und die
Gesellschaften in Österreich sind von der Insolvenz nicht betroffen. Das
Unternehmen fertigt Armaturen-, Accessoire- und Spiegelserien für den
Badbereich und ist damit auch in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen
vertreten. „Trotz positiver Entwicklungen sind die beiden
Produktionsgesellschaften in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Der
vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Jan Janßen und sein Team haben sich
inzwischen einen Überblick über die wirtschaftliche Situation und die
Marktstellung der Unternehmen verschafft und sehen gute Chancen für eine
Sanierung und Erhaltung. Daher werden die Betriebe mit dem Ziel der
Sanierung fortgeführt“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Gespräche mit Lieferanten und Dienstleistern würden die reibungslose
Produktion und Belieferung der Kunden sicherstellen, heißt es weiter aus
dem Unternehmen. Schon im Vorfeld seien Gespräche mit potenziellen
Investoren für die SAM-Unternehmensgruppe aufgenommen worden.
Interessenten für die Übernahme des Geschäftsbetriebs hätten
mittlerweile Übernahme-Absichten bekundet, sodass „alle Beteiligten von
einem Fortbestand des Unternehmens ausgehen“, beruhigt die 
Geschäftsführung.

Ostermann

Eine
Zukunft soll es nach dem Willen der Geschäftsführung auch für die
Ostermann-Unternehmen (60 Mitarbeiter) in Attendorn, Ennest und
Finnentrop geben (Ostermann GmbH und OMR Ostermann Metall- und
Rohrechnik GmbH), die Ende September Insolvenz anmelden mussten. Das
1983 gegründete Unternehmen wird in zweiter Generation von Thomas
Ostermann geleitet und produziert als Kfz-Zulieferer Rohr- und
Biegeteile als Komponenten und auch als komplette Baugruppen. Das
Unternehmen soll im Zusammenhang mit einer gescheiterten Verlagerung
nach Lenhausen in finanzielle Schieflage geraten sein. Gegen die dabei
involvierte ehemalige Hausbank läuft ein Klageverfahren.

Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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