Immobilien (Dienstleistungen)

Reinigung „erlebbar machen“

Jeder 100. Arbeitnehmer in Deutschland ist im Gebäudereiniger-Handwerk tätig. Zu den Trends gehört das „Daytime-Cleaning“.

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von Regiomanager 01.02.2018
im Bereich Gebäudedienstleistungen tätig Foto: Bundesinnungsverband

Die Frage wäre durchaus für eine höhere Runde in einem TV-Quiz geeignet: Welches Handwerk ist hierzulande das beschäftigungsstärkste? Die Antwort liefert der entsprechende Bundesinnungsverband: „Das Gebäudereiniger-Handwerk ist das beschäftigungsstärkste Handwerk Deutschlands.“ Jeder 100. Arbeitnehmer in Deutschland ist demnach im Gebäudereiniger-Handwerk tätig. „Leistungsstarke, qualitätsorientierte Betriebe, deren Angebotsspektrum sich entsprechend der Anforderungen des Marktes ständig erweitert hat, haben das Gebäudereiniger-Handwerk zu einem modernen Dienstleistungshandwerk, einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und zu einem interessanten Arbeitgeber mit sicheren Arbeitsplätzen gemacht“, so der Verband, der von Berlin aus als Arbeitgeber- und Dachverband die Interessen von rund 2.500 Mitgliedsbetrieben vertritt. Die von ihm vertretene Branche biete Arbeitsplätze in den verschiedensten Bereichen der Gebäudedienstleistungen, „auch weit über den Bereich der klassischen Gebäudereinigung hinaus“, betont man in der Hauptstadt.

Herausforderung öffentliche Ausschreibungen

Die Zahl der in der Gebäudereinigung tätigen Personen liegt bei rund 650.000 – Tendenz steigend. Der Branchenumsatz wird mit knapp 17 Milliarden Euro angegeben, auch hier ist ein Wachstum zu verzeichnen. Mit seinem Gesamtumsatz liegt der deutsche Reinigungsmarkt vom Volumen her in Europa klar an der Spitze vor Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Auch wenn dies noch vorläufige Zahlen sind, sind sie beachtlich. Doch die Branche sieht sich auch mit Herausforderungen konfrontiert. „Nach wie vor sind Ausschreibungen öffentlicher Stellen für uns ein wichtiges Thema. Sie fokussieren sich häufig auf den Preis und nehmen Qualitätseinbußen in Kauf“, sagt der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes, Johannes Bungart. Trotz einer von Wirtschaftsprüfern erstellten Studie zur Wirtschaftlichkeit von Eigen- und Fremdreinigung in kommunalen Gebäuden, „die eindeutig die Fremdreinigung empfiehlt“, werde die Reinigung oftmals in Eigenregie betrieben. „Sie umgehen damit bewusst die Umsatzsteuer, schaden der deutschen Wirtschaft und greifen massiv und unfair in unseren Wettbewerb ein“, kritisiert Bungart. „Bei allem Respekt vor unseren Tätigkeiten, Reinigung ist keine hoheitliche Aufgabe.“ Auch die seit 2013 unveränderte Obergrenze von 450 Euro bei der geringfügigen Beschäftigung bereitet der Branche Sorgen. „Konsequent fordern wir die Abschaffung dieses Models oder zumindest eine Dynamisierung, damit, wenn schon erlaubt, diese Arbeitsverhältnisse praktikabel bleiben und nicht jede Lohnerhöhung zur Arbeitszeitreduktion führen muss“, sagt der Verbandsvertreter. Bezüglich der Integration geflüchteter Menschen betont er, dass dafür „unser Handwerk nicht erst seit der Flüchtlingswelle der vergangenen Jahre steht“. Der Bedarf an Mitarbeitern sei ungebrochen groß und die Unternehmen des Gebäudereiniger-Handwerks seien überaus engagiert, diese Menschen in Arbeit zu bringen. „Doch scheitert eine erfolgreiche Integration derzeit an schwierigen Verwaltungsprozessen und noch immer
mangelnden Mindestsprachkenntnissen.“

Werben um den Nachwuchs

Wie sieht es grundsätzlich mit der Nachwuchs-Rekrutierung aus? Das Gebäudereiniger-Handwerk bildet im Rahmen einer dreijährigen Ausbildung Fachkräfte aus. „Wie jedoch überall im Handwerk gestaltet sich dies sehr schwierig“, so Johannes Bungart. Man tue daher einiges, um junge Menschen von der Vielfalt des Berufs zu überzeugen und sie mit den „wirklich guten Karrieremöglichkeiten, der fairen Vergütung sowie sicheren Arbeitsplätzen“ zu gewinnen. Nachwuchsgewinnung gelinge dort, wo Vielfalt und Chancen in der Gebäudereinigung bereits bekannt seien – also beim Nachwuchs der Beschäftigten und Kunden.

Zu den Trends in der Gebäudereinigung gehört es seiner Aussage nach, dass sich Auftraggeber zunehmend für Dienstleister entscheiden, die verschiedene „Services aus einer Hand“ anbieten. Dazu zählten neben den klassischen Reinigungsdienstleistungen wie Glas- und Unterhaltsreinigung auch weitere Dienstleistungen bis hin zum infrastrukturellen, technischen und kaufmännischen Gebäudemanagement. Ein weiterer Trend ist die Entwicklung hin zum sogenannten Daytime-Cleaning. „In der Vergangenheit erfolgte die Reinigung z.B. von Büroräumen und Einkaufszentren entweder am Abend, wenn alle Kollegen das Büro bereits verlassen hatten, oder aber morgens, bevor der Erste kam. Reinigung werde heute jedoch zunehmend „erlebbar gemacht“ und während der Betriebszeiten des Kunden durchgeführt. Dies fördere das Miteinander und eine einfachere Abstimmung zwischen Auftraggeber und Dienstleister, hat gleichzeitig positive soziale Auswirkungen: „So kann beispielsweise eine berufstätige Mutter tagsüber arbeiten, wenn die Kinder in der Betreuung oder in der Schule sind und abends zu Hause sein, wenn die Kinder zu Bett gehen“, sagt Johannes Bungart.

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

 

INFO

Die Zahl der in der Gebäudereinigung tätigen Personen betrug im Jahr 2015 hochgerechnet 642.964 und lag damit 2,9 Prozent über dem Vorjahr. Zur Erläuterung: Die Ergebnisse der Handwerkszählung des Statistischen Bundesamtes, auf die sich der Verband in seinem aktuellen „Branchenreport“ beruft, stehen bislang als absolute Zahlen für den Sektor Gebäudereinigung nur bis zum Jahr 2014 zur Verfügung. Für die Jahre 2015 und 2016 erfolgten Hochrechnungen auf Basis von Indexzahlen. Die Anzahl der Unternehmen der Branche nahm im Jahr 2014 um fast 7,5 Prozent auf dann 21.309 zu. Die Indexzahlen für das Jahr 2015 prognostizieren einen leichten Rückgang um 0,4 Prozent auf 21.220 Betriebe. Die Prognose für 2016 signalisiert dann jedoch wieder einen Anstieg um 1,7 Prozent auf 21.580 Betriebe. Die Branche erwirtschaftete im Jahr 2014 einen Umsatz von mehr als 14,8 Milliarden Euro. Eine Steigerung von 7,2 Prozent im Jahr 2015 und 5,2 Prozent in 2016 lassen den Branchenumsatz auf knapp 17 Milliarden anwachsen.
Mit seinem Gesamtumsatz liegt der deutsche Reinigungsmarkt vom Volumen her in Europa klar an der Spitze vor Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Der regelmäßig veröffentlichte  „Survey“ über den europäischen Reinigungsmarkt des Dachverbandes der Reinigungsindustrie EFCI (European Federation of Cleaning Industries) – die nächste Umfrage soll Ende des Jahres erscheinen –, weist für das Jahr 2014 insgesamt 171.560 Betriebe mit mehr als 3,39 Millionen Beschäftigten nach. Der Umsatz dieser Betriebe in Europa lag bei 73,9 Milliarden Euro. Etwa 72 Prozent „wurden von den fünf führenden Ländern in Europa erwirtschaftet“, heißt es vom Bundesverband.

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Fotostrecke

Vom Fenster bis zum OP-Bereich – die Branche wirbt mit der Vielfalt des Berufs (Foto: Bundesinnungsverband )

(Foto: Bundesinnungsverband)

Johannes Bungart ist Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes (Foto: Bundesinnungsverband)

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