Marketing/Vertrieb

Werbeartikelhändler: Bleibt im Kopf

Die Werbeartikelbranche trotzt Facebook & Co. Die Produzenten setzen auf Nachhaltigkeit und Werbeträger zum Anfassen.

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von Regiomanager 01.03.2018
Foto: ©HASLOO_PRODUCTION_STUDIO – stock.adobe.com

Bei Werbeartikeln denken die meisten Menschen sofort an Kugelschreiber, Schirme, Notizbücher oder USB-Sticks. Tatsächlich gehören diese Klassiker zu den am häufigsten verwendeten Werbeartikeln. Gleichwohl ist die Branche vielseitig. „Werbeartikel sind extrem facettenreich. Im Grunde kann jedes haptische Produkt als Werbeartikel verwendet werden. Entsprechend kann prinzipiell jeder Trend sehr leicht übernommen werden“, sagt Ralf Samuel, Geschäftsführer beim Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW). Davon konnten sich auch die Besucher der Fachmesse PSI im Januar in Düsseldorf überzeugen. Auf der Leistungsschau der Werbeartikelbranche präsentierten die Hersteller an ihren Ständen viele überraschende Produktideen und Neuheiten. Beispielsweise einen singenden Flaschenöffner in Mini-Fußballform, der beim Gebrauch WM-Fangesänge anstimmt, oder einen Regenschirm, der sich je nach Niederschlagsmenge verfärbt, oder eine Trinkflasche aus Silikon, die sich im leeren Zustand auf Westentaschen-Größe bringen lässt. Was die Branchemesse zeigt: Nachhaltige und qualitativ hochwertige Produkte sind immer stärker gefragt. Laut dem aktuellen PSI Branchenbarometer, das vom PSI Institut im Vorfeld der Messe erhoben wird, haben inzwischen über 90 Prozent der befragten Werbeartikellieferanten und Händler zertifizierte oder nachweislich nachhaltige Produkte im Sortiment. Bei mehr als der Hälfte der Lieferanten und Händler liegt der Anteil nachhaltiger Produkte am Gesamtsortiment sogar bei über 30 Prozent.

Gefragt sind zudem Werbeträger zum Anfassen.

„Was wir derzeit in vielen Bereichen beobachten, lässt sich vielleicht am besten als analoge oder haptische Revolution bezeichnen. Menschen suchen heute, im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit und Beliebigkeit, nach Dingen, die sie real und multisensorisch erleben können. Ein Mega-Trend, der sich natürlich positiv auf die Werbeartikelbranche auswirkt“, erklärt PSI-Chef Michael Freter.

Umsatzhoch in 2017

Das bestätigen auch die aktuellen Branchendaten, die der GWW im Januar 2018 veröffentlicht hat. So verzeichnete der Werbeartikelumsatz 2017 laut dem Werbeartikel-Monitor einen neuen Höchststand: Erstmals wurde die Marke von 3,5 Milliarden Euro überschritten (genau 3,504 Milliarden Euro). Das liegt auch daran, dass Klein- und Kleinstunternehmen ihre Ausgaben für Werbeartikel nach einem leichten Rückgang im Jahr 2016 mittlerweile wieder erhöhen. Dies zeigt die vom GWW in Auftrag gegebene und durch das Dima Marktforschungsinstitut durchgeführte Studie. „Die Stimmung in der Branche ist äußerst positiv“, bestätigt auch Samuel. „Zudem gehen 97 Prozent aller befragten Unternehmen davon aus, dass die Ausgaben für den Werbeartikel in den kommenden Jahren stabil bleiben oder wachsen werden. Jedes fünfte Unternehmen erwartet höhere Investitionen in den Werbeartikel.“ Von der im Sommer stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft verspricht sich die Branche Sondereffekte, speziell in Deutschland und Europa. Für den europäischen Markt prognostiziert das PSI Branchenbarometer für 2018 ein Wachstum von 5,3 Prozent.

Die Wirkung macht‘s

Der GWW hat im vergangenen Jahr die Vorteile von Werbeartikeln gegenüber anderen Werbeträgern untersuchen lassen. Gemäß der GWW-Werbeartikel-Wirkungsstudie 2017 sind zwei Drittel der Werbeartikel länger als ein Jahr im Besitz des Empfängers. Und die Studie fördert weitere erstaunliche Zahlen zutage: Werbeartikel erreichen an einem Durchschnittstag 85 Prozent der Bevölkerung und bieten damit die höchste Reichweite und Erinnerungswerte aller Werbeformen (Print, Radio, TV, Online). Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen profitieren der Studie zufolge von Werbeartikeln, da kostspielige Werbespots in Radio oder TV für diese Unternehmen keine Alternativen darstellen. Zudem hätten Werbende beim Einsatz von Werbeartikeln im Unterschied zu anderen Werbeformen keine Streuverluste zu beklagen. „Je individueller und kreativer ein Werbeartikel ist, umso eher erinnert sich der Werbeempfänger an die vermittelte Botschaft. Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von Werbeartikeln stellt der Einklang des Werbeartikels mit dem Unternehmen, der Werbebotschaft als auch der Zielgruppe dar“, erklärt Samuel. Professionelle Berater können Unternehmen dabei helfen, dass die Werbebotschaft beim Konsumenten ankommt. Dem GWW sind Werbeartikelberater angeschlossen, die auch alle relevanten Gesetze und Vorgaben kennen, die bei Werbeartikeln genauso wie bei allen anderen Konsumgütern gelten.

Ärgernis Compliance

Sorgen bereiten den rund 5.000 Anbietern von Werbeartikeln in Deutschland die bestehenden Compliance-Regelungen auf den Einsatz von Werbeartikeln als Werbe- und Kommunikationsinstrument. So beklagen rund ein Drittel der im Werbeartikel-Monitor befragten Unternehmen deren negativen Einfluss. Dies gelte besonders für Streuwerbeartikel bis zehn Euro. Beim Thema Compliance sieht der GWW eine Widersprüchlichkeit von Steuer- und Strafrecht und Ethik-Kodizes. Um dem entgegenzuwirken, hat der Verband im vergangenen Jahr einen Compliance-Leitfaden veröffentlicht. Mithilfe des Leitfadens sollen die Argumente von Compliance-Beauftragten in den Unternehmen widerlegt werden. „Aus Compliance-Sicht gelten Werbe- und Streuartikel bis zu einem Gegenwert von 50 Euro als ,kleinere Aufmerksamkeiten‘ und bei gelegentlichem Einsatz als unproblematisch“, heißt es in dem Leitfaden. Werbe- und Streuartikel seien unter Compliance-Aspekten daher unproblematisch. Alexander Kirschbaum | redaktion@regiomanager.de

INFO

Haptisch und digital

Insgesamt 50 Produktneuheiten sind im Rahmen der PSI, Leitmesse der Werbeartikelwirtschaft, ins Rennen um die Gunst der Werbeartikelhändler und Marketingentscheider gegangen. Mit ihrer Stimme entschieden die Messebesucher, welche Produkte sie im Rahmen einer Kampagne einsetzen würden. Bei dem Gewinner-Produkt Orga Flash Note von Vim Solution liegen haptisch und digital wortwörtlich nebeneinander. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus USB-Stick und Haftnotizen. Der Bügel sowie der integrierte USB-Stick sind vollflächig veredelbar. Auf Platz 2 schaffte es ein ökologisch abbaubarer Müslibecher der Jung Bonbonfabrik. Der dritte Platz ging an eine biologisch abbaubare Bio-Schlaufentasche der Firma Samoa.

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